Hallo zusammen, ist irgendjemandem hier eine Webseite bekannt, die (vor allem) aus alten Programmzeitschriften (also HörZu, Funk Uhr, Hören und Sehen etc.) oder Tageszeitungen Leserbriefe der Zuschauer*innen oder Interviews mit den Serien-Beteiligten veröffentlicht? Na ja, vielleicht ist das rechtlich auch nicht erlaubt. Aber die gewaltigen Quoten von DD speziell in den 80ern müssen ja für jede Menge Zuschauerreaktionen gesorgt haben und es wäre doch sehr interessant zu sehen wie bestimmte Entwicklungen und Änderungen in der Serie bei den Zuschauer*innen damals angekommen sind.
Vorab: Ich bin technisch kein Insider, aber es stellt sich die Frage, ob mit zunehmender Verbreitung von 4K/HDR Fernsehern, es überhaupt Sinn macht, "altes" Material neu abzutasten und für teuer Geld als BD oder gar 4K-BD neu rauszubringen, wenn ein modernes Gerät das Bild automatisch hochrechnet. Ich habe mir einen Fernseher der neuesten Generation gekauft und die Drombuschs, wenn auch "nur" von DVD sehen fantastisch aus. Nun ist das natürlich auch eine Glaubensfrage. Es gibt sicherlich Leute, die sagen, Mensch, eine 80er Jahre-Serie ist nur dann authentisch, wenn die Bild-Qualität und die Dynamik auch in die Zeit passt. Ok. Die Meinung kann man haben.... Jedenfalls fällt bei der Betrachtung der Serie in dieser Qualität umso stärker die teilweise miese Tonspur ins Gewicht....
Nachdem ich mich nun durch alle 39 Folgen gearbeitet habe, kommt hier mein Fazit:
Ich habe mich auch nach so langer Zeit prächtig unterhalten gefühlt und auch mit zunehmender Dauer und den länger werdenden Folgen habe ich mich nicht gelangweilt.
Die Serie spannt einen wundervollen Bogen - abgesehen von Staffel 1, die lediglich dazu dient, die Hauptcharaktere vorzustellen, und in der, für die weiteren Handlungsstränge, keinerlei Pflöcke eingeschlagen werden. Man merkt, dass der Autor das große Ganze nie aus den Augen verliert und die Umbrüche von einer zur nächsten Staffel behutsam angegangen werden. Dies über einen Zeitraum von nahezu 10 Jahren so hinzubekommen, ist fantastisch. Viele große Serien scheitern daran, dass man nicht mehr in der Lage ist, die Fäden am Ende plausibel zusammenzuführen oder auch von dem Ursprungs-Spirit nichts mehr übrig genlieben ist. Des Weiteren sind dann viele von der Original-Besetzung nicht mehr da. Das kann man bei DD nicht behaupten. Mag sein, dass die Geschichten der letzten Staffel nicht mehr so gut sind, aber eine Serie würdevoll und nicht ZU spät zu beenden, ist hier definitiv gelungen. Und auch wenn es sicherlich weitere interessante Geschichten gegeben hätte, so hat Stromberger hier richtigerweise den Schlussstrich gezogen. 80% der behandelten Probleme sind auch heute noch relevant. Das Einstehen für sein eigenes Handeln, die Moral, der Platz in der Gesellschaft, natürlich die Bedeutung der Familie, der Kampf gegen den Staat, die Bürokratie, die Justiz. Am meisten merkt man dieses 80er-Feeling halt an der fehlenden Digitalisierung des Alltags.
Das wohltuende langsame Erzähltempo mag heutige Generationen langweilen. Ich finde es geradezu wohltuend. Das Einzige was mich stört ist, wie belanglos die Begleitmusik vor sich hindudelt. Mag sein, dass heute der Musikeinsatz in Film und Fernsehen teilweise übertrieben wird, aber während der Serie wünscht man sich den Einsatz zielgerichteter. Dies ändert sich erst ein wenig mit den letzten beiden Staffeln.
Schade fand ich, dass die Hauptdarsteller im Abspann ab der 3 Staffel nicht mehr mit einer eigenen kurzen Schlussszene eingeblendet wurden. Das hat mir immer sehr gut gefallen, war ja wohl laut dem Regisseur auch geplant, aber wurde dann aus Zeitgründen doch wieder eingestampft.
Gibt es etwas zu kritisieren? Na klar. Ich will nicht die beiden Klassiker wieder rausholen, nämlich die Umbesetzung der Rolle von Marion. Das ist natürlich total dämlich, aber ich muss sagen, dass Susanne Schäfer wirklich ihr bestes gibt. Und dann natürlich diese langen moralisierenden Monologe speziell von Vera. Ja, die nerven. Aber über diese beiden Sachen wurden hier bestimmt schon Dutzende Beiträge verfasst. Nein, was mich häufig stört, ist dieses hessische Folklore-Element. Mal schwätzt Ludwig Hochdeutsch, wenn er seriös auftritt, dann wieder Hessisch, wenn er den jovialen hemdsärmlichen Macher mimt. Handwerker und L’Auberge-Gäste mit hessischem Einschlag werden fast durchweg als Trottel dargestellt. Entsprechende Dialoge sind auf lustig angelegt, ich finde sie meistens einfach nur doof. So gesehen fehlt mit ein bisschen der Humor. Zu viel sorgenvolle Blicke von Vera, ich hätte Chris gerne mit frecheren Sprüchen gesehen, auch später im Zusammenspiel mit Tina oder Thomi oder Ludwig, da hätte man mehr bringen können. Dass wir uns nicht falsch verstehen. Ich will keine durchweg harmlose Familien-Serie mit lustigen Elementen wie bei „Ich heirate eine Familie“ haben, aber ein bisschen lockerer und flockiger hätte es durchaus mal sein dürfen. Meine Highlights in der Hinsicht sind: Sigi und Thomi bei den Hausaufgaben, Ludwig rammt mit seinem Bauch den Gast um, als er auf dem Schiff kellnert sowie der Blick von Fr. Werbelhoff bei der Hochzeit von Chris und Tina
Es ist oft die Rede davon, wie schön die Schlussszene der 5. Staffel ist, in der Vera die Kerze ins Fenster stellt. Für sich gesehen würde ich das auch unterschreiben. Aber davor? Da wird aber dann eine dicke „ZDF-Zucker-Weihnachtssoße“ drüber gekippt. Dr. Lechner als Nikolaus (Sigmar Solbach gehört eh nicht zu meinen Lieblingsschauspielern), Daniel und Richy singen „I’m dreaming of a white Christmas“ und dann stapft Ludwig durch den Schnee. Also neee, das war zu viel für mich. Der einzige Moment, wo ich den Eindruck hatte, dass da vielleicht der Haussender entsprechend Kitschiges beigesteuert haben wollte, nachdem in dieser Staffel so viel Dramatisches passiert ist.
Ich möchte auch nicht auf Details eingehen. Dazu hätte ich mir Notizen machen müssen. Manchmal finde ich Nebenstränge etwas vernachlässigt. Während Margarethe in der 1. Staffel die heimliche Hauptrolle spielt, besteht in der 2. Staffel ihre einzige Rolle daran, sich mit Fr. Werbelhoff und Ihrem „Hund“ herumzuschlagen. Und so schnell, wie Hr. Heckenroth aufgetaucht ist, war er auch wieder weg. Wie sie ihn raus schmeißt, ist doch völlig untergegangen oder habe ich da was verpasst? Deswegen freut es mich eigentlich, dass sie zum Schluss wegen Ihrer Demenz wieder eine große Rolle bekommt.
Also - eine große deutsche Serie der 80er/90er Jahre, vielleicht nicht immer die spektakulärste, aber in sich rund und stimmig, die Ihren Charme nach so langer Zeit noch nicht eingebüßt hat.
Hallo zusammen, bin neu hier. Corona ist schuld daran, dass ich in den Tiefen meines DVD-Schrankes meine Lieblingsserie der 80er Jahre wiederentdeckt habe. Und auch fleißig auf dieser Homepage am Stöbern bin. Hier wird eine tolle Arbeit gemacht. Vielen Dank!
Leider scheint in diesem Forum nicht so viel los zu sein. Entweder sind alle auf FB aktiv, was ich aber ablehne oder in dem alten Forum sind so viele Themen durchgekaut, dass man jetzt darüber diskutiert, ob ein Schrank in Staffel xy neu dazugekommen ist oder anders stand. Das ist mir dann doch zu speziell. Fände es besser, explizit über einzelne Folgen oder Staffeln zu diskutieren: Handlungsstränge, Rollenbilder der 80er Jahre usw. Das scheint mir spannender zu sein.
Gestern habe ich mir die Folge mit dem heftigsten Einschnitt angeschaut: In der Mitte des Lebens. Ist das Zufall, dass es die 13. Folge ist? Ich kann mich erinnern, wie mich das damals als 10jähriger Junge bewegt hat. Es war wohl auch sehr ungewöhnlich, für das "deutsche Serienwesen" bis dato das Familienoberhaupt sterben zu lassen. Auch diesmal, nach so langer Zeit hat es mich noch gepackt, wobei ich im Rückblick die Krankenhaus-Geschichte aus Staffel 2 noch emotionaler fand. Wirklich ungewöhnlich, denn ein reiner Sympathieträger und Held ist Sigi ja nun beileibe nicht. Eher ziemlich spießig. Trotzdem mag ich ihn. Auch privat scheint Hans Peter Korff kein einfacher Charakter zu sein, aber das nur nebenbei.
Absolut verrückt, dass ich dann nachts noch einen Traum dazu hatte. Sigi war gar nicht tot, aber hat sich heimlich in die Südsee abgesetzt, während sich Vera und Thomi tränenüberströmt darüber wundern, warum ihm die Familie so wenig wert ist.
Ich finde es echt spannend, wie solche Erlebnisse einen prägen. Aber das ist ja mit Musik ähnlich, die in bestimmten emotionalen Momenten des Lebens läuft und diese Songs dann einen besonderen Platz im Herzen haben...